Gabriele
Enders:
Die Arbeit mit dem Familienbrett (Leseprobe)
Im Laufe der letzten
Jahre entstanden unterschiedliche “Bretter”, die je nach Schwerpunkt
der Arbeitsweise und therapeutischer Ausrichtung ausgestaltet wurden.
Das von mir angewandte Familienbrett wurde in der therapeutischen
Werkstatt in Bethel entwickelt.
Die Idee des
Werkstattleiters war zunächst, ein Brett möglichst “transportgünstig”
zu erstellen, und er wählte eine Puzzleform. Gerade diese Form aber
entwickelt sich im therapeutischen Setting als besonderes Augenmerk und
Interpretationshilfe. Getrennte Familiensysteme und Patchworkfamilien
lassen sich dadurch plastischer darstellen und erfahren, die Welt der
lebenden und verstorbenen Familienmitglieder wird ebenso durch die
Trennungslinie dargestellt.
Die Grundausstattung
enthält drei in der Form sich unterscheidende Figurengruppen mit jeweils
zwei kleinen und zwei großen Figuren sowie fünf farbige Figuren.
Einsatz des
Familienbretts
Im Rahmen der diagnostischen Phase erlebt das Kind, der/die
Jugendliche den Einsatz des Materials als eher spielerisch im Vergleich zu
den leistungsorientierten Tests. Es gibt keine richtigen oder falschen
Antworten!
Der Klient kann
selbst entscheiden, was und wie viel er von seiner Familie preisgeben möchte.
Doch können auch die Personen, die nicht aufgestellt werden, bedeutsam
sein. Insbesondere ist in der Beobachtung interessant, wann oder ob überhaupt
sich der Klient selbst einbringt.
Sucht ein Kind für sich selbst zuerst eine Figur aus und platziert sich
in die Mitte des Brettes? Oder sind alle anderen Familienmitglieder
positioniert und der Jugendliche sucht sich dann - manchmal mühsam -
einen Platz?
Eine einfache
Anleitung bei Kindern und Jugendlichen ist:
“Ich möchte gerne Deine Familie kennen lernen und dich bitten, für
alle eine Figur auszusuchen und auf dieses Brett zu stellen.”
Das Brett und die Figuren werden im Beisein des Probanden aufgebaut. So
bleibt genügend Zeit und Ruhe, sich schon einmal die Figuren oder die
Konstruktion des Brettes anzuschauen. Nonverbal oder verbal kann auf die
aufgemalten Gesichter aufmerksam gemacht werden, um anzudeuten, dass auch
die Blickrichtung ein Auswahlkriterium für die Anordnung der Figuren sein
sollte.
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